Verbot von Konversions“therapien“

Verbot der Zwangsheterosexualisierung von LST*

Anfang Mai 2020 hat der Bundestag ein Verbot von Konversions“therapien“ von Lesben, Schwulen und Trans* verboten. Das Ziel von Konversions“therapien“ ist, die von der Heteronorm abweichende sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu „korrigieren“, d.h. die Menschen zu heterosexualisieren. Vermeintliche Therapeuten, die diese „Behandlung“ anbieten, orientieren sich häufig an einem streng religiösen Menschenbild, so interpretieren Vertreter*innen der Evangelikalen die Bibel dahingehend, dass Gott sexuelle Orientierungen jenseits der Heterosexualität als Sünde verurteilt. Die Behandlung ist folglich eher religiös motiviert und dient keinesfalls der psychischen Gesundheit der ratsuchenden Menschen.

Das Gesetz zum Verbot von Konversions“therapien“ wurde mit den Stimmen der CDU, SPD und der FDP verabschiedet, die anderen Fraktionen enthielten sich. Eine Gegenstimme gab es von der AFD.

Nunmehr sind derartige korrigierende Behandlungen bis zum Alter von 18 Jahren  verboten. Strafen drohen aber auch, wenn die Betroffenen zwar volljährig sind, aber durch Zwang, Drohung oder Täuschung zu einer derartigen „Umpolungs“-Maßnahme bewegt wurden.Bei Missachtung des Verbots droht eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr. Darüber hinaus ist in Zukunft auch die Werbung für „Konversionstherapien“ untersagt. Hier droht eine Geldbuße in Höhe von bis zu 30.000 Euro.

Problematisch ist allerdings, dass in dem verabschiedeten Gesetzentwurf Konversions“therapien“ für Erwachsene nicht vollständig verboten sind.  Die Grünen forderten daher ein Verbot auch für Therapien bei Erwachsenen und deswegen eine Heraufsetzung der Altersgrenze auf 26 Jahre – und haben sich letztlich der Stimme enthalten. Auch von der SPD gab es kritische Äußerungen, so sagte die SPD-Abgeordnete Hilde Mattheis in der Debatte, sie hätte sich eine höhere Altersgrenze gewünscht.

Seit Jahren warnen Verbände der Ärzte, Psychiater und Psychotherapeuten vor solchen Behandlungen. Die Weltgesundheitsorganisation hatte bereits 1990 Homosexualität und 2019 auch Transsexualität von der Liste der psychischen Krankheiten gestrichen. Der Weltärztebund bezeichnete 2013 Konversionstherapien als Menschenrechtsverletzungen. Ein Jahr später warnte der Deutsche Ärztetag vor den gesundheitlichen Folgen einer solchen Therapie.

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David Reimer, der „Junge, der ein Mädchen sein musste“, hat sich das Leben genommen

David Reimer sollte dem Sexualforscher John Money als Beweis dienen, dass geschlechtsspezifisches Verhalten keine Frage der Natur sei, sondern eine Frage der Erziehung. Das Experiment endet als Fiasko: David hat sich mit 38 Jahren das Leben genommen.

Von Bernadette Calonego

Vancouver – „Ich habe überlebt.“ Mit diesem Satz hatte sich der Kanadier David Reimer immer wieder selbst zu überzeugen versucht. Davon, dass ihn ein zwölf Jahre dauerndes Experiment im Dienste einer Wissenschaft nicht hat umbringen können. David Reimer, als Knabe geboren, wurde nach einer missglückten Operation als Mädchen aufgezogen. Er und sein eineiiger Zwillingsbruder Brian sollten Jahre dem renommierten amerikanischen Sexualwissenschaftler John Money als Beweis dafür dienen, dass geschlechtsspezifisches Verhalten keine Frage der Natur sei, sondern eine Frage der Erziehung, der Prägung. Das einst hochgelobte Experiment endete als Fiasko für die Wissenschaft. Von Anfang an aber war es eine Tragödie für David Reimer. Nun hat nach vielen Jahren des Kampfes um sein wahres Ich das Trauma seiner Kindheit über seinen Lebenswillen gesiegt: Er hat sich mit 38 Jahren in seiner Heimatstadt Winnipeg das Leben genommen. Zwei Jahre, nachdem auch sein Bruder Selbstmord begangen hatte.

Kanadas große Zeitungen haben von Reimers Tod auf den Titelseiten berichtet. Er war auch international bekannt geworden, nachdem der New Yorker Journalist John Colapinto vor vier Jahren David Reimers Biographie veröffentlicht hatte. Zudem gibt es auch einen Film über sein Schicksal. Das nahm seinen Lauf, als Bruce, wie ihn seine Eltern zunächst nannten, im Alter von acht Monaten ins St. Boniface Hospital von Winnipeg gebracht  wurde.

Wegen einer Vorhautverengung war ein kleiner Eingriff notwendig geworden. Bei der Beschneidung kam jedoch ein defektes Elektrogerät zum Einsatz  – zu viel Strom verbrannte den Penis des Babys. Das verkohlte Geschlechtsteil fiel stückchenweise buchstäblich ab. Die Eltern waren verzweifelt. Zufällig sahen sie im Fernsehen den amerikanischen Sexualforscher John Money von der Johns Hopkins Universität in Baltimore, und wandten sich ein Jahr nach der desaströsen Operation an ihn. 

Money galt als Koryphäe seines Fachs. Er vertrat die These, das geschlechtsspezifische Verhalten sei allein ein Produkt der Sozialisierung und nicht genetisch festgelegt. Demzufolge könne ein Kleinkind bis zum Alter von 18 Monaten zu jeder sexuellen Identität erzogen werden. Die These wurde in den siebziger und achtziger Jahren begeistert aufgenommen, von Wissenschaftlern – und vor allem in der noch jungen Frauenbewegung: Es galt zu untermauern, dass traditionelle Frauenrollen nicht biologisch bestimmt sind. In Bruce und seinem identischen Zwillingsbruder Brian als Vergleichsobjekt sah Money die ideale Chance, seine These zu beweisen. Der Psychologe überzeugte die blutjungen Eltern, Bruce als Mädchen aufzuziehen.

„Ich sah zu John Money auf wie zu einem Gott“, berichtete die Mutter der Zwillingsbrüder später. Bruce war 22 Monate alt, als seine Hoden operativ entfernt wurden, von da an wurde er als „Brenda“ aufgezogen. Money verbot den Eltern, ihrer „Tochter“ zu sagen, dass sie als Junge geboren wurde. Aber Brenda rebellierte früh gegen ihre weibliche Identität. Sie benahm sich wie ein Junge, verteidigte ihren Bruder gegen andere, pinkelte im Stehen, wollte keine Puppen, sondern die Spielzeugautos des Bruders.
Brenda wurde eine unglückliche Außenseiterin, die Mitschüler verspotteten sie, sie blieb sitzen. Die ganze Familie litt unter dem dunklen Geheimnis: Der Vater begann zu trinken, die Mutter wurde depressiv, der Bruder gewalttätig, und Brenda war suizidgefährdet. Der Arzt John Money dagegen verkaufte der Welt unterdessen sein medizinisches Experiment als Erfolg und wurde dafür gefeiert.

Erst 1997 enthüllte Moneys Rivale, der Arzt Milton Diamond von der Universität von Hawaii, den Fehlschlag dieses am lebenden Objekt vorgenommenen Versuchs und beschrieb Brendas Kindheit der Verwirrung und Erniedrigung. Je älter sie wurde, umso mehr widersetzte Brenda, sich den häufigen Besuchen bei Money in Baltimore, wehrte sich gegen entwürdigende Behandlungen und Untersuchungen, deren Sinn beide Kinder nicht verstanden. Brenda wollte sich keine künstliche Vagina einsetzen lassen, nahm aber auf Anweisung Moneys Hormone, damit ihr ein Busen wuchs. Ihre seelische Not wurde so offenkundig, dass Vater Reimer endlich die Wahrheit sagte.

Die 14-jährige Brenda reagierte erleichtert: Plötzlich ergab alles Verworrene Sinn. Sie nahm sogleich eine männliche Identität an, nannte sich fortan David – wegen des Kampfes von David gegen Goliath. David ließ sich die Brüste wegoperieren und einen künstlichen Penis aus Muskeln und Knorpel des Unterarms rekonstruieren. David Reimer heiratete schließlich eine Frau mit drei Kindern. Er arbeitete in einem Schlachthaus und bastelte an seinem Auto herum. Doch die Schatten des Missbrauchs in seiner Kindheit ließen ihn nicht los. Davids Frau Jane trennte sich nach zehn Jahren von ihm, er verlor seine Stelle und viel Geld bei Fehlinvestitionen. David Reimer hat sich, wie erst zwei Wochen später bekannt wurde, am 4. Mai umgebracht. Auf der Beerdigung sagte seine Mutter Janet: „Er war ein Held – er hat es den Ärzten gezeigt.“

John Money, heute 83 und emeritierter Professor, hat sich stets geweigert, Journalisten einen Kommentar zu seinem Experiment zu geben.

(Quelle: SZ vom 18.05.2004)

London: Ein Jahr bezahlter Urlaub für Anpass-OP

(London) Polizisten in der britischen Hauptstadt, die sich auf ihre Angleichungs-Operation vorbereiten, erhalten nun ein Jahr bezahlten Urlaub während der Operationsphase.

Die Ankündigung wurde am Montag durch die MET, Londons Hauptstadt-Polizei, bekannt gegeben. Sie ist nur ein Teil der Bemühungen, die gemacht werden, um mehr transgender Polizisten anzuziehen. Unter der neuen Politik wird jeder Polizei-Beamte, der die Anpass-Operation erlebt, 12 Monate bezahlte Freistellung mit 183 Tagen an voller Bezahlung bekommen.

Darüberhinaus werden die Kommandanten im Umgang mit bereits operierten Transsexuellen geschult. Dies beinhaltet auch zum Beispiel die Löschung aller Verweise und Einträge in den Unterlagen des operierten Polizeibeamten, die auf sein vorheriges Geschlecht Bezug nehmen.

Die Metropolitan Police stellte erst Anfangs dieses Jahres ihren ersten transsexuellen Beamten an. Derzeit finden sich in der 28.000 Mann starken Truppe gerademal 10 transsexuelle Polizeibeamte

gefunden bei transgender.at
(5.8.2003)